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Im Schrebergarten - Einsichten und Ansichten
alle Auffassungen in unserem Kurs versammelt. Doch unabhängig von der persönlichen Einstellung der Künstler wurden ihre Werke von den Gärtnern größtenteils begeistert aufgenommen. Bei der im Vereinshaus stattfindenden Ausstellung waren sie wirklich beeindruckt von dem von uns Geschaffenen. Doch der wahre Erfolg der Ausstellung lag hinter dem ästhetischen Wert ihrer Objekte. Man konnte manchmal während unserer Arbeit spüren, dass eine Art der bisher nicht vorhandenen Kommunikation stattfand. Zwischen den beiden direkt nebeneinander gelegenen Institutionen, der Schule und dem Schrebergarten, fand ein erster sporadischer Kontakt statt. Aus den mürrischen, alten Männern, die schimpfend auf rostigen Fahrrädern an uns vorbeifuhren wurden Menschen, deren Leben immerhin ausreichte, Kunst zu schaffen. Auf der anderen Seite wandelten wir uns von den ewig auf den Bodenspuckenden, rauchenden und verzogenen Quälgeistern zu jungen Männern und Frauen, mit denen man sich tatsächlich unterhalten konnte. So manche Einstellung der Gärtner stieß bei uns nur auf Kopfschütteln, so mancher unserer Sätze auf absolutes Unverständnis, doch letztendlich war das hier beschrieben Projekt für beide Seiten eine Bereicherung. Der Blick in ein anderes Leben, in andere Einstellungen und Wahrnehmungsweisen, macht einen schließlich nie ärmer. So wurde aus der Idee, sich einmal mit Schrebergärten zu beschäftigen, ein unterschiedlich visualisiertes Portrait eines Teils des deutsches Zeitgeschehens, sowie ein interessanter Austausch zwischen auf den Boden rotzenden Plagen und alten Spießern. (Paul Hertzberg)
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