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Barcelona 2003


Barcelona 2003


Zehn Tage verbrachten wir, 18 SchülerInnen mit Frau Lewes und Herrn Tegge in Barcelona. Zehn Tage, in denen wir nicht nur die Kondition eines Marathon-Läufers bekamen, sondern auch eine vielseitige und einzigartige Stadt kennen lernten.

Barcelona, die Hauptstadt Kataloniens, liegt auf einer siebenmal kleineren Fläche als Hamburg, obwohl dort genauso viele Menschen leben. Dementsprechend ist in Barcelonas Innenstadt auch viel mehr los, natürlich kommen noch das katalanische Temperament und die spanische Lebensart hinzu.

Während unseres Barcelona-Besuchs fand das fünftägige mercé-Fest statt, bei dem auch der letzte Barcelonese den Weg in die Innenstadt findet, um die Straßen zu verstopfen. Die mercé wird einmal im Jahr immer Ende September zu Ehren der Schutzheiligen Barcelonas gefeiert. Sie ist das wichtigste Fest Barcelonas, beinhaltet viele traditionelle Veranstaltungen und kann von niemandem, der in dieser Zeit die Stadt besucht, übersehen werden. In der ganzen Innenstadt und dem Hafen werden große und kleine Bühnen aufgebaut, auf denen das Kulturprogramm umsonst und unter freiem Himmel abläuft. Die vielen fast unüberschaubaren Musikangebote reichen von kolumbianischen Tangoklängen über HipHop und Reggae bis zu den angesagtesten spanischen Pop-Songs.

Eröffnet wurde die mercé an unserem dritten Tag in Barcelona mit dem Correfog, einem Feuerlauf, bei dem Feuer speiende Drachen und mit Feuerwerk ausgestattete Teufel in einem Umzug durch die Straßen ziehen. Begleitet wird der Correfog von Trommlern, zu deren Rhythmen eingehüllte Verrückte im Funken- und Feuerregen diabolische Tänze aufführen. Wir hielten uns zurück und beobachteten die Szenerie aus einem ausreichenden Sicherheitsabstand, da wir doch ein wenig Angst vor dem Feuer hatten.

Eine weitere Tradition beim Fest der mercé ist es, Menschentürme zu bauen. Hierzu treffen sich viele Menschen auf dem Rathausplatz, der Bürgermeister guckt vom Balkon des Rathauses zu und aus der Menge wachsen nach Ankündigung die Menschentürme empor. Diese werden von Vereinen gebildet, in denen vom Kleinkind bis zum Opa alle Altersstufen vertreten sind. Sie üben das ganze Jahr und schaffen es auch sieben bis acht Etagen übereinander zu stellen (ab und zu fällt allerdings ein Turm plötzlich zusammen). Wir starrten fasziniert in die Höhe und freuten uns, dass kein Turmmensch auf uns fiel.

Welche Sehenswürdigkeiten hat Barcelona das ganze Jahr über zu bieten? Barcelona ist eine Stadt der Kunst. Picasso, Miró und Gaudí sind nur einige berühmte Namen, die mit der Stadt in fester Verbindung stehen. Besonders der Architekt Antoni Gaudí hat das Stadtbild Barcelonas stark geprägt. Er verbrachte sein ganzes Leben in dieser Stadt und hat den Großteil seiner Projekte dort verwirklicht. Wir besichtigten mehrere Häuser, einen Park und die Kirche La Sagrada Familia, sein Hauptwerk. Ob man das Casa Mila, den Park Güell oder La Sagrada Familia betrachtet, Gaudís unverwechselbarer Stil grenzt diese Werke klar von der umliegenden Architektur ab. Die Fassade des Casa Mila wurde aus großen Kalksteinblöcken gehauen und besteht aus Wellenformen. Dieses letzte von Gaudí gebaute Wohnhaus hat keine tragenden Wände sondern wird von Säulen und Trägern gehalten, so dass in jeder Wohnung die Raumaufteilung individuell gestaltet werden kann. Diese Besonderheit zeigt Gaudís Auffassung von der Architektur. Er wollte ein humanes Wohnen ermöglichen. Der Mensch sollte sich nicht seinem Wohnraum anpassen, sondern der Wohnraum sollte für den Menschen ideal geschaffen werden. Gaudí benützte größtenteils organische Formen, um seine Architektur der Natur anzupassen. Er verachtete den rechten Winkel. La Sagrada Familia, die Kirche, die zu einem Wahrzeichen Barcelonas geworden ist, ist bis heute, fast 80 Jahre nach Gaudís Tod, nicht vollendet.

Weiterhin war es für jeden Kunstinteressierten Pflicht, das Picasso-Museum zu besuchen, in dem es eine einmalige Sammlung von vielen Gemälden und Zeichnungen aus Picassos Kindheit und Jugend zu sehen gibt. Außerdem konnten wir es uns nicht nehmen lassen, den 140 km von Barcelona entfernt gelegenen Geburtsort Dalís, Figueres, zu besuchen. Dort steht das Teatre Museu Dalí, ein von Dalí konzipiertes und eingerichtetes Museum. Das ehemalige Theater ist von oben bis unten mit Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen usw. vollgestellt. Auf einem von Dalí erdachten Rundgang öffnet sich dem Betrachter die Welt des Surrealisten.

Hamburg und Barcelona verbindet nicht nur, dass beide Städte am Wasser liegen, sondern dass sich beide Städte als Austragungsort der Olympischen Spiele bewarben. Im Gegensatz zu Hamburg bekam Barcelona den Zuschlag und die Spiele fanden 1992 in Barcelona statt. Dieses Ereignis veränderte die Stadt drastisch. Das Olympische Dorf wurde direkt in die Stadt gebaut und ein schicker Strand mit einer breiten Promenade angelegt. Dadurch wandte sich die Stadt, die vorher nicht viel Notiz vom Mittelmeer nahm, dem Wasser zu. Man kann auch auf den ungefähr 2 Kilometer langen ramblas direkt zum Hafen gehen und von dort weiter zum Strand. Die ramblas liegen mitten in der Innenstadt und gleichen einer breiten Straße, die jedoch nur auf zwei Spuren von Autos befahren werden kann. Zwischen diesen beiden Spuren gibt es einen breiten Streifen, auf dem Cafés, Verkaufsstände und Kioske stehen und der von Fußgängern benutzt wird (hier sieht man die meisten Touristen). Die ramblas sind einzelne Abschnitte, die auf dieser 2 Kilometer langen Strecke hintereinander liegen, verschiedene Namen tragen und auf denen jeweils bestimmte Verkaufsstände stehen.

Wir sind durch die Stadt gegangen und haben die Altstadt, viele renovierungsbedürftige Wohnungen, Märkte und den Olympia-Berg Montjuic (dort liegt das Olympia-Gelände) besichtigt. Außerdem haben wir viel über die Stadtgeschichte und die schwierige Position Kataloniens in Spanien erfahren.

Warum aber im Laufschritt durch Barcelona? Als Herr Tegge uns durch die Stadt führte, hatte er ein Tempo drauf, mit dem man lieber Fahrrad fahren als zu Fuß gehen sollte. Aber Herr Tegge war schon oft in Barcelona, er weiß also Bescheid. Hätten wir uns nicht so beeilt, hätten wir wahrscheinlich nicht so unglaublich viel zu sehen bekommen.

(Katharina Erbe, S 3)